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Historie

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Entstehung

Der DICHTUNGSRING wurde 1981 in Bonn und Bochum als literarische Gruppe und Zeitschrift unter wesentlicher Mitwirkung des Bochumer Romanisten Alfons Knauth gegründet.
Die literarischen Kontakte des DICHTUNGSRING spannen sich von Südamerika bis nach Osteuropa.
Herausgegeben wird der DICHTUNGSRING von einer Autorengruppe im Bonner Raum. Seine Mittel sind multilingual, die Texte der Zeitschrift gattungsoffen: Lyrik und Prosa, konkrete und visuelle Poesie, Essay und Wissenschaftsbeitrag, Satire, Rezension, Brief, Hörspiel, Drama ...
Junge Autoren werden entdeckt, auch bekannte Autoren nutzen den DICHTUNGSRING als Forum. Ebenso solche, die außerhalb des Mainstream im literarischen Diskurs stehen, werden beachtet. Mehrsprachigkeit erweckt durch die Gegenüberstellung von fremdsprachigem Original und deutscher Übersetzung die Neugier auf fremde Sprachsysteme. Die deutsche Sprache - nicht unbedingt die deutsche Kultur – überwiegt zwar, doch erscheinen im DICHTUNGSRING immer wieder Texte aus den verschiedensten Sprachen, die in der Regel zusammen mit der deutschen Übersetzung abgedruckt sind. Mehrsprachigkeit sensibilisiert zudem auch für die Erfassung des Ausdrucks anderer künstlerischer Gattungen, etwa von Gemälden oder Fotografien.

Zur thematischen Festlegung der übernationalen Grenzenlosigkeit werden Schwerpunkte gebildet, beispielsweise: Ende der Wirklichkeit, ZwischenMensch, Ungrade Tage, Einfach Kind sein.

Einzelne DICHTUNGSRINGer sind auch anderen Literaturzeitschriften verbunden, wie etwa dem Krautgarten oder der Matrix.

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AutorInnen im Dichtungsring

Im Dichtungsring veröffentlichten u.a.

Holger Benkel
Marcel Beyer
Pierre Garnier
Eugen Gomringer
Nobert C. Kayser
Myriam Keil
Thomas Kling
Primo Levi
Friederike Mayröcker
Oskar Pastior

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Bericht über 25 JAHRE DICHTUNGSRING IM HAUS DER LITERATUR, BONN, 21.10.2006

von Ulrich Bergmann, etwas redigiert von Gerd Willée

Die ganze Feier gelang großartig!
Bruno Kartheuser, Leo Gillessen und Robert Schaus trafen kurz nach zwei am Samstag bei Elke und Gerd ein, die Quiche Lorraine und delikate Happen und Weintrauben reichen ließen, dazu Kaffee. Wir fuhren mit zwei Großraumtaxis und meinem Peugeot zum Haus der Literatur in der Lennéstraße, wo eine junge Dame uns empfing. Unser Besuch zeitlich eng begrenzt, aber die zwischenmenschlichen Abstände wurden immer geringer. Wir legten unsere Zeitschriften und Bücher auf zwei Tischen in der Eingangshalle aus.
Die Beteiligten:
Vom KRAUTGARTEN: Bruno Kartheuser (Chefredakteur) und seine Tochter Alexandra (Redakteurin), Leo Gillessen (Redakteur), Robert Schaus (früher Redakteur, jetzt künstlerischer Berater).
Vom DICHTUNGSRING: Elke Trefz-Winter; Gerd Willée, Ulrich Bergmann; Susanne Schmincke; Renate Voswinkel; Rita Kupfer, Horst Saul; Ines Hagemeyer; Gisela Zimmer; Werner Brand; Alfons Knauth. (Barbara und Siegfried Mundt sind zur Zeit in Portugal; Francisca Ricinski-Marienfeld in Rumänien; Ingo Kottmayr und Thomas Krämer konnten nicht kommen).
Etwa 15 Gäste, darunter unser Verleger Traian Pop, erschienen zu der kompakten Veranstaltung, so dass der kleine Saal so gut wie voll besetzt war.
Pünktlich um 16 Uhr begann die dreifache Feier – 25 Jahre Dichtungsring, Präsentation der 34. Nummer („Zwischenmensch“), Wiederbegegnung mit der ostbelgischen Zeitschrift KRAUTGARTEN aus St. Vith.



Das Duo Začatečnik jonglierte mit Bällen und sprach dazu einen Text über das Dichten (mit Worten). Ines in die Coda des Jongliersatzes ihr Gedicht „Sprachspiel“. Ulrich, der die Veranstaltung moderierte, sagte ein paar Worte zur wechselvollen Geschichte der Autorengruppe und Literaturzeitschrift DICHTUNGSRING. Er stellte den Gründer der Zeitschrift vor, Alfons Knauth, zitierte das Editorial („Fürwort“) aus der ersten Nummer des DICHTUNGSRINGS und kündigte an, der Dichtungsring werde auch die nächsten 25 Jahre weiterbestehen. Dann folgte die Lesung. Zuerst lasen die Krautgärtner Leo, Bruno und Robert lyrische Gedichte.
In der Pause wurden immerhin 7 DICHTUNGSRING-Hefte verkauft, und wir erhielten ein neues Abonnement!
Nach der Pause folgte Akrobatik des Duo Zacatecnik, dann lasen die Dichtungsringer Texte aus der neuen Nummer: Elke („der dichter als akrobat“), Ines (drei Gedichte: „Claire de Lune“, „schau“, „lille havfru“), Ulrich (die Erzählung „Nachtschaum“), Elke las für Doris Distelmaier.Haas (das Gedicht „Treppenhaus“), Horst Saul („Prometheus“), Rita (das Gedicht „Sprach.los“), Susanne Schmincke („Kaffee“) und Gerd Willée einen von ihm übersetzten Text („At Wolznach“ von Paul Murphy).
Das Schlusswort hatte der, der einst das erste Wort für den DICHTUNGSRING sprach: Alfons. Er bezog sich auf das eingangs zitierte Editorial des ersten Dichtungsrings: „Korrespondierendes Mitglied ist der Papst.“ In der Tat schrieb der  Papst, bei dem er anfangs Theologie studierte, in diesem Jahr einen Glückwunsch zur Emeritierung… Dann las Alfons, von Musik begleitet, einen multilingual-phloboglotten Text: „Decaglottadecadente“ – eine babylonische Sprachverwicklung in 10 Sprachen, angelehnt an seine „Multiple Joyce“-Texte.
Pünktlich um 18 Uhr endete die Feier. Danach trafen sich die meisten noch im Ristorante „Baffo“ in der Wolfstraße – und tagten fast bis Mitternacht.

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Wie der Dichtungsring entstand


Der Dichtungsring am 31.10.2012 im Haus der Vielfalt, Bonn, Brüdergasse: Ulrich Bergmann, Theodor Payk, Horst Saul, (Franz Hofner), Susanne Schmincke, Monika Lamers, eje winter, (Uwe Mackert), (Dominik Dombrowski), Gerd Willée, Gabriele Frings

Hier ein Brief des Gründers, den er zur 30-Jahr-Feier schrieb:

Lieber Dichtungsringer Ulrich,
gestern, als die Kastanienbäume auf der Poppelsdorfer Allee so prächtig blühten, habe ich ein wenig im Blütenstaub meiner Akten gestöbert, um mir die Anfänge des Dichtungsrings  ins Gedächtnis zu rufen.
Im Frühjahr 1981 rief mich ein Kollege der Universität Bonn, der Italienisch-Lektor Pino Rizzuto, in meiner Bonner Wohnung an (ich war 1977 an die Ruhr-Universität Bochum berufen worden, aber er wusste von meinem Vor- und Fortleben in Bonn). Pino fragte, ob ich bei einer interkulturellen Zeitschrift und Dichtergruppe mitwirken wollte, als eine Art komparatistischer Berater und musischer Beiträger. Vielleicht hätte ich ja gleich eine Idee für den Namen einer solchen Gruppe und Zeitschrift. Der Anruf erreichte mich just in dem Moment, als ich den Dichtungsring eines Waschbeckens meiner Wohnung in der Königstraße erneuerte. Damit war der Name für die Gruppe wie für die Zeitschrift gefunden. Das magische objet trouvé erleichterte mir die Entscheidung, an dem Unternehmen teilzunehmen, sehr.
In der konstituierenden Sitzung, die bei dem agilen Kulturmanager und gelegentlichen Dichter und Fotografen Thomas Rugo in der Prinz-Albert-Straße stattfand, wurde der von mir vorgeschlagene Name von den etwa 5 Gründungsmitgliedern angenommen. Die aktivsten Mitglieder der ersten Stunde waren die genannten Thomas Rugo und Pino Rizzuto, der jugendliche Verleger Karl-Heinz Schmitz (Übergrenzen-Verlag, Herausgeber der Science-Fiction-Zeitschrift Solaris), die wort- und bildbesessene Studentin Daniela Warkow sowie meine philologische und logophile Wenigkeit. Daniela besorgte das Foto des tropfenden Wasserhahns, dessen Dichtung zum Leitbild der Zeitschrift werden sollte und zusammen mit dem ‚gekachelten’ Schriftzug das Vorder- und Rückencover des 1. Heftes bildete. Ein Ortstermin für die Produktion des Fotos in einer Beueler sanitären Einrichtung, ausgestattet mit Kacheln und Wasserhahn, gefolgt von der graphischen Gestaltung des Covers war die erste gemeinsame künstlerische Unternehmung des Dichtungsrings, an der alle oder fast alle der oben genannten Gründungsmitglieder teilnahmen.30 Jahre Dichtungsring in der Bad Godesberger Redoute


2011 – Alfons Knauth, Begründer des Dichtungsrings

Bald kamen neue Dichtungsringer hinzu, so der inspirative Ingo Kottmayr, der an meinem Lehrstuhl an der Ruhr-Universität als studentische Hilfskraft arbeitete, der dichterisch und malerisch gleichermaßen schöpferische Werner Brand, die Bonner Schriftsteller Christoph Klimke und Achim Beutner, die alle an der Gestaltung des 1. Heftes, das im Juni 1981 erschien, beteiligt waren. Ab dem 2. und vor allem dem 3. Heft gesellten sich eine Reihe Bochumer Studenten, wie Uwe Gemba, Dieter Pougin und etwas später Wolfgang Sprenger zum Dichtungsring, daneben die Ruhrgebiet-Schriftstellerin Brigitte Werner. Aus Bonn kamen die – aus meiner Sicht bedeutendsten –  Dichterinnen eje winter, Barbara Musial und Ines Hagemeyer hinzu, außerdem der ausschweifende hg Kestel und der ausgefeilte Peter Horn, die beide zu den wichtigsten Wegbereitern zählten. In den 90er Jahren konnten als langjährige Berater und Beiträger die drei Internationalen Humboldt-Preisträger Darko Suvin (McGill University, Montreal), Wladimir Krysinski (Université de Montréal) und Lisa Block de Behar (Universidad de la Républica, Montevideo) gewonnen werden; 1993 Frank Henseleit [Nr. 22]. Über die neueren Mitglieder weiß der jetzige Dichtungsring besser Bescheid und gibt sein Impressum und Inhalt Auskunft.


30 Jahre Dichtungsring (1981-2011)

Die poetische Aktion, die kollektive Kreation und das Korrespondenz-Prinzip machten – ineins mit dem interkulturellen und dem multilingualen Prinzip – einen wesentlichen Teil des literarischen Programms der Gründerzeit aus. Zusammen mit Ingo Kottmayr und Dieter Pougin entwickelte der heteronyme Queneauth das mischsprachige Text-Genre des Multiple Joyce, das inzwischen einen gewissen generischen Stellenwert in der Vergleichenden Literaturwissenschaft erlangt hat[1]. Wichtiger erscheint mir jedoch die Vielfalt und Wandlungsfähigkeit des Dichtungsrings. Höher als das genannte Text-Genre des Multiple Joyce schätze ich persönlich die Poesie und Prosa der erwähnten Dichtungsringerinnen, manch anderer Dichtungsringer und vor allem Gastschriftsteller wie Haroldo de Campos, Pierre Garnier, S. J. Schmidt, Marcel Beyer, Oskar Pastior und Friederike Mayröcker.
Die Vielfalt des Dichtungsrings – und sicher auch seine symbolische Signatur – haben dazu beigetragen, daß er nunmehr dabei ist, seinen 25. Jahresring anzulegen. Die Bäume der Poppelsdorfer Allee – an deren Bewahrung die Dichtungsringer mit der Installation ihrer Blattgedichte aktiv beteiligt waren
[2] – feiern dies mit ihrer dichterisch nicht zu übertreffenden Blüte.
K. Alfons Knauth

[1] Siehe das Cover und mehrere Artikel des von der Komparatistin Monika Schmitz-Emans herausgegebenen Bandes Literatur und Vielsprachigkeit, Heidelberg: Synchron 2004; siehe auch die Rezension in der Zeitschrift Germanistik Bd. 16, Heft 2, 2006.

[2]
Siehe die Dokumentation in Heft 2, 1981. 

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Dichtungsring und Krautgarten

Schon seit 1992 haben Krautgarten und Dichtungsring freundschaftliche Beziehungen. Im Krautgarten hatte ich 1990 meine allererste Veröffentlichung (Gedichte), seither bin ich über 30 Mal in dieser Zeitschrift veröffentlicht worden, die sich dem Gedanken der Euregio und der Kultur der deutschen Sprache in allen deutschsprachigen Regionen verpflichtet fühlt, aber auch der Gemeinschaft mit den Nachbarsprachen in Flandern, der Wallonie und im Lëtzebuergeschen. Ich erinnere mich an die vielen langen Telefongespräche, die ich mit Bruno Kartheuser über seine literarische und redaktionelle Arbeit hatte, und die ausführlichen Briefe, die wir uns schrieben. Es ging auch damals schon um seinen Kampf gegen die Niermann-Stiftung, deren nationalsozialistische Wurzeln und weiterwirkende nationalistische Einflüsse er bekämpfte. 

Als 1992 die Gedichtzyklen von Leo Gillessen, Bruno Kartheuser und Robert Schaus unter dem Titel „Zeitkörner“ erschienen, schrieb ich eine ausführliche vergleichende Rezension, es war meine erste überhaupt. In einem Brief vom 2.2.1993 an mich beklagte Bruno die „traditionelle Stummheit der ostbelgischen Eifel“. Es wird hier klar, dass der Krautgarten früh bestrebt war, über den eigenen Gartenzaun zu schauen. Das hat der rührige Herausgeber mit seiner Crew dann auch in die Tat umgesetzt und ausufernde Beziehungen geknüpft – nach der Pflege der heimatlichen und nachbarlichen Sprachen und Literaturen ging es verstärkt in die Region Aachen-Trier-Koblenz-Bonn-Köln, dann ins wiedervereinigte Berlin, nach Österreich und in die Schweiz – es gab Sondernummern zu diesen großangelegten Exkursionen mit namhaften Autoren – um nur einige Autoren der Berlin-Nummer zu nennen: F. C. Delius, Günter Grass, Walter Höllerer, Stephan Krawcyk, Günter Kunert, Oskar Pastior, Kathrin Schmidt, Peter Schneider, Richard Wagner, Ulrich Woelk ... Die Weltoffenheit ist dem Krautgarten bis heute geblieben – als Lebens- und Überlebens-Elixier. Ganz am Anfang standen auch wir vom Dichtungsring, das war schon eine andere, wenn auch noch nicht die weite Welt.  

Im März 1992 hatte sich der Dichtungsring eine Vereinssatzung gegeben. Im September nahmen Eje Winter und ich an der Autorenlesung im Rahmen des 23. Münstereifeler Literaturgesprächs teil, von dem das WDR III-Radio berichtete. Zum Thema „Entgrenzungen im Kern Europas“ lud der Krautgarten einige seiner Autoren zur Teilnahme an diesem 3-tägigen Symposion ein. 

D
er Dichtungsring besuchte den Krautgarten in St. Vith im April 1993 mit einer 7-köpfigen Abordnung, zu der auch Ines Hagemeyer, Eje Winter, Gerd Willée und ich gehörten. Nach dem Mittagessen in einem St. Vither Restaurant und dem Besuch einer Ausstellung von Irene Gillessen im Rathaus veranstalteten wir dort eine Lesung der Redakteure. 

I
n Heinrich Bölls Haus in Langenbroich begegneten wir Dichtungsringer am 25. September 1993 erneut den Krautgärtnern. Nach einer Lesung der Autoren kam es zur Diskussion über Probleme des Schreibens im deutschsprachigen Randgebiet Ostbelgiens: „Kritische Masse – Regionalliteratur – Grenzräume – Wirksamkeit des Schreibens“. An dem Gespräch nahm auch der Priester und Künstler Herbert Falken teil, ein Freund Heinrich Bölls. Der Dichtungsring war beteiligt mit Eje Winter, Jörg Kohnen-May und Ulrich Bergmann. 

F
rancisca Ricinski, Eje Winter und ich sind mehrmals im Krautgarten veröffentlicht worden; umgekehrt wurden Bruno Kartheuser, Leo Gillessen und Robert Schaus im Dichtungsring publiziert. 

Ich bin seit etlichen Jahren Mitglied des Krautgartens und berechtigt, an den Mitgliederversammlungen mit Stimme teilzunehmen. Im Jahr 2004 nahm ich mit Leo Gillessen, Robert Schaus und Dietmar Sous an einer Autorenlesung im Belgischen Haus zu Köln teil. 

Der Dichtungsring bekam zum 25-jährigen Jubiläum Besuch aus St. Vith: Bruno Kartheuser, Leo Gillessen und Robert Schaus reisten nach Bonn und nahmen am 21. Oktober 2006 an unserer Feier im Haus der Literatur und am anschließenden Abendessen in einem Ristorante der Altstadt teil. Der Krautgarten brachte danach ein Porträt des Dichtungsrings mit Texten von Eje Winter, Francisca Ricinski, Ines Hagemeyer und mir im Mittelteil der Nr. 49,2006. 

Der Krautgarten gibt zwei Nummern im Jahr heraus, er wurde ein Jahr nach dem Dichtungsring gegründet. So fuhren Ines Hagemeyer und ich ein Jahr nach unserem Jubiläum nach Eupen, wo der Krautgarten im Beisein der Kulturministerin Isabelle Weykmans sein Jubiläumsfest im Rahmen einer Ausstellung von Robert Schaus im Regierungsgebäude feierte. Der Krautgarten brachte Rezensionen zu zwei Büchern von mir, zuletzt in der neuesten Ausgabe über meinen Roman „Doppelhimmel“, kürzlich auch zu Ines Hagemeyers Gedichtband „aus dem Gefährt das dir Träume auflädt“.

D
ie Beziehungen zwischen Dichtungsring und Krautgarten sind zwar nicht eng und literarisch gesehen nur wenig konkret, was die Zusammenarbeit beider Gruppen anbetrifft, aber herzlich und beständig. Vor Jahren erklärten wir uns solidarisch mit dem Krautgarten in seinem Kampf um öffentliche Gelder der ostbelgischen Regierung und vor allem mit Bruno Kartheusers langjähriger Aufarbeitung faschistischer und nationalistischer Strömungen, die bis zum heutigen Tag nachwirken, etwa in der Niermann-Stiftung, die im autonomen Gebiet der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens großen Einfluss hatte. Ihre Solidarität erklärten namhafte Autoren:

Michael Buselmeier, Elke Erb, Herbert Falken, Ludwig Harig, Gert Heidenreich, Franz Hohler, Hadayatullah Hübsch, Norbert Hummelt, Heinz Kahlau, Jürgen Kross, Herbert Laschet, Werner Laubscher, Wendel Schäfer, Landolf Scherzer, Imre Török, Aglaja Veteranyi ... etliche von ihnen Autoren des Krautgartens. Es kam schließlich zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, die Bruno Kartheuser und seine Mitstreiter verloren. 

Und viele Misslichkeiten blieben bestehen. In einem Brief an mich vom 11. April 1996 schrieb Bruno: 

„Lieber Ulrich, ganz schön subversiv Deine Post, wenn Du schreibst, die ArthurTexte seien ein Vorschlag für den Herbst-KRAUTGARTEN, denn wie willst Du wissen, ob es dann noch einen KRAUTGARTEN gibt ...? Es ist schon zutreffend, daß die Folgen der lustvollen Fürsorge meiner Nazis in Düsseldorf und St. Vith mich voll erwischt haben. Pro Woche im Durchschnitt bewerbe ich mich um eine Arbeit, aber der Respons ist dünn, und spätestens ab dem Sommer bricht der Ernst aus in der beruflichen Selbstversorgung. Manchmal gibt es Erheiterung, - so, wenn ein Journalist vorbeikommt, der seit längerem an einem Rundfunkportrait unserer Situation arbeitet; oder ich selbst ein Dutzend Interviews in der Gegend aufzeichne für einen flämischen Sender; oder wieder einmal eine Seite mir gelingt oder ein neues Schreibprojekt mich anfällt. Ringsum ist totales Schweigen, bei den einen aufgrund faschistischer Ausgrenzungsroutine, und bei den andern aus atavistischer Unbedarftheit und Wortbedürfnislosigkeit. Tröstlich hebt die Natur sich ab, die ihre Jahreszeitanwandlungen kriegt und mit der man auf eigentümliche Weise reden kann. Wir arbeiten ernsthaft am neuen KRAUTGARTEN, der im Mai/Juni erscheinen soll, für den aber noch nahezu alles Geld fehlt. Meine Offiziellen in Eupen haben mich vor zwei Wochen erstmals seit August über meine Finanzerwartungen belehrt, und das heißt: kein Geld bis zum Herbst, sie legen aber größten Wert darauf mir zu versichern, daß ich natürlich ungehindert arbeiten darf – abgesehen davon, daß sie sich einen andern KRAUTGARTEN wünschen, einen, den auch sie mit Lust und Gewinn lesen könnten, mit mehr Volk und Tum und Boden. ...“

Es ging wieder aufwärts. Im August 1996 erhielt die ostbelgische Literaturzeitschrift KRAUTGARTEN den Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen (Förderpreis). 

Auf dem Sommerfest 2013 in St. Vith war der Dichtungsring nach längerer Pause mit Francisca Ricinski, Susanne Schmincke und mir anwesend. Wieder sieht Bruno Kartheuser seine Zeitschrift gefährdet, weil Eupen nur einen halben Geschäftsführer finanzieren will. Aber wir wissen aus langer Erfahrung: Der Krautgarten ist ein gelernter Phönix, der seine Asche kennt und wieder unter sich lässt auf seinen Ikarusflügen durch die Sonnenwinde des Buchstaben-Universums. In meinem Brief vom 31.1.2006 an die autonome Regierung der deutschsprachigen Gemeinschaft steht, was auch jetzt wieder gilt: 

„Einen besseren Botschafter der international gedachten Kultur des EUREGIORaums kann ich mir gar nicht vorstellen. ... Kartheuser und Co. haben Ostbelgien tatsächlich zu einem literarischen Standort gemacht, was es vor dem Ersten Weltkrieg nicht war ... Das sollte die derzeitige Kulturpolitik weiterhin ermöglichen. Ich weiß, dass Herr Kartheuser wegen seines moralpolitischen Engagements – Aufarbeitung der Geschichte in der Zeit des Faschismus, Kritik an belgischen Verstrickungen mit der dubiosen Niermann-Stiftung – auf politischer Ebene nicht von allen so geschätzt wird wie von liberal gesinnten Bürgern Belgiens oder Deutschlands. Ich hoffe, dass derartige Motive nicht dafür ausschlaggebend sind, dem KRAUTGARTEN die Mittelverstärkung zu versagen, so dass seine Existenz bedroht erscheint. Bedenken Sie Ihre Politik! Bedenken Sie, dass wir in Deutschland, wir Rheinländer, den KRAUTGARTEN, diese grandiose Zeitschrift lieben! Bedenken Sie den Schaden, den wir alle erleiden, wenn Ostbelgiens bester Multiplikator eingeht. Der KRAUTGARTEN ist auch unsere Heimat, tief im Westen, er ist eine Brücke nach Belgien!“

Ulrich Bergmann, 25.6.2013
 

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Dichtungsring trifft Krautgarten




Am 23.06.13 besuchten Francisca Ricinski-Marienfeld, Susanne Schmincke und Ulrich Bergmann das Sommerfest der Literaturzeitschrift „Krautgarten“ im belgischen St. Vith.  Trotz des nasskalten Eifelwetters, das einen Aufenthalt auf der Terrasse am See verhinderte, gab es im gemütlichen Hotelambiente anregende Gespräche und ein Kennenlernen zwischen Autoren, Lektoren, Herausgebern und Sponsoren. Nach dem Essen stellten Bruno Kartheuser, Klaus Wiegerling und Andreas Dury das frisch in der „edition krautgarten“ erschienene Buch von Wendel Schäfer „Draußenschön“ vor.


 

 

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